Das Ende des Intimen - Raumkonstruktionen in Murata Sayakas Satsujin Shussan

04.11.2021 18:30 - 20:00

A hybrid u:japan lecture by Ronald Saladin (Universität Trier)

Vor 100 Jahren war Mord etwas Böses. […]

Tatsächlich dauerte es etwas, bis das Mordgeburts-System, das besagt, dass man einen Menschen töten darf, wenn man zehn Babys geboren hat, in Japan akzeptiert wurde. […]

Aber deshalb kann ich alles ertragen. Und während ich es ertrage, wird der Mord zum Lichtblick meines Lebens. […]

Noch zu unserer Kindheit haben wir in einer falschen Welt gelebt. Mord wurde als etwas Schlechtes angesehen. Mordgelüste zu verspüren wurde auf geradezu hysterische Art und Weise mit Wahnsinn gleichgesetzt. […] Aber die Welt wurde korrigiert. Dadurch, dass ich zu einem „Geburtsmenschen“ geworden bin, wurde meine Mordlust zum Nährstoff des Lebens unserer Welt. Darüber bin ich wirklich sehr glücklich.

(Murata Sayaka, Satsujin Shussan, 2014)

| Abstract |

Murata Sayaka, die spätestens mit ihrem Roman Konbini ningen (2016, dt. „Die Ladenhüterin“) einen großen internationalen Erfolg gefeiert und damit auch außerhalb Japans Bekanntheit erlangt hat, wird angetrieben von dem in Frage stellen gegebener Tabus. Für sie persönlich ist das Schreiben ein Weg zu ergründen, woher die negativen Gefühle stammen, die durch diese Tabus evoziert werden. So fragt sie beispielsweise, wieso Notwehr oder aber die Todesstrafe erlaubt sind, wenn Mord doch eigentlich als Tabu gilt? Es ist typisch für Muratas Schaffen, sich mit den Spannungen zu befassen, die zwischen dem auftreten, was als soziale Norm verstanden wird, und Dingen oder Menschen, die sich aus irgendeinem Grund nicht daran anpassen können oder wollen.
   In Ihrer Kurzgeschichtensammlung Satsujin Shussan [Mordgeburt] beleuchtet Murata das Thema Liebe und Sexualität. Dabei handelt es sich um Themen, die die Autorin grundlegend in den meisten ihrer Werke behandelt. Bei den Kurzgeschichten dieses Bandes geht es vor allem darum, wie Liebe und Sexualität im Spannungsverhältnis zu Gesellschaft und Staat stehen. Dies trifft insbesondere auf die Geschichte zu, die dem Band ihren Namen gibt.
   In diesem Vortrag werde ich die Kurzgeschichte Satsujin Shussan mit einem Fokus auf Raumkonstruktionen analysieren. Dabei werde ich sowohl unter Bezug auf Foucaults Konzept der Heterotopie, Lotmanns Semiosphäre als auch narratologisch untersuchen, inwiefern Murata Raumkonstruktionen nutzt, um das Spannungsgefüge zwischen Individuum und Gesellschaft anhand von Sexualität und Fortpflanzung zu thematisieren und zu fokussieren. Dabei fragt sie nicht nur danach, wo Privates endet und öffentlicher Einfluss auf intimste Bereiche des Lebens beginnt, sondern karikiert ebenso, inwiefern „Normales“ unumstößlich als „normal“ angesehen werden kann.

| Bio |

Ronald Saladin ist Juniorprofessor für Japanologie an der Universität Trier. In Forschung und Lehre beschäftigt er sich mit japanischer Gegenwartsliteratur, Medien und Populärkultur, die er unter anderem aus Perspektive der Sozialwissenschaft, Gender Studies und Cultural Studies untersucht. Seine Dissertation ist 2019 unter dem Titel Young Men and Masculinities in Japanese Media – Unconscious Hegemony bei Palgrave Macmillan erschienen.

| Date & Time |

u:japan lecture | #4
Thursday 2021-11-04, 18:30~20:00
max. 300 participants (online) max. 25 participants (live) 

| Place & Registration | 

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Organiser:

Department of East Asian Studies - Japanese Studies