阿蘇に通い

27.02.2022

In der zweiten Woche der Online-Exkursion vermischen sich die Aso-Region, die Realität in Österreich und Erinnerungen an vorherige Reisen nach Japan immer mehr - zumindest in der Vorstellung.

Benedikt Schultz

Während ich annehme, dass die Anreise zum Studierraum für die meisten meiner Kolleg*innen eher alltäglich verläuft, sieht das bei mir ein wenig anders aus. Denn ich pendle jeden Tag aus meinem Wohnort im Süden Wiens zur Uni.

Mit frühlinglichem Vogelgezwitscher verlasse ich gute 100 Minuten vor unserem vereinbarten Treffpunkt das Haus. Ich wohne in einem kleinen Dorf, nennen wir es Erakū-mura 偉空村. Außer Einfamilienhäusern gibts da nicht viel, allerdings kann der konbini beim Bahnhof natürlich nicht fehlen. Vor diesem gibt es, wie wir es auch in Aso-shi gesehen haben, ebenfalls einen viel zu großen Parkplatz, anders als in Aso-shi gibt es hier aber keine Ampel, die man austricksen könnte.

Auf dem Weg zum Bahnhof kommt mir eines der für den ländlichen Raum Japans typischen kei-tora 軽トラ Fahrzeuge entgegen, so scheint es zumindest. Nach einer kurzen Wartezeit bei erfrischenden 8 Grad (wie jeden anderen Tag bin ich auch heute dankbar für meine Mütze aus Hokkaidō) kommt dann auch gleich der Zug, der mich in die Provinzhauptstadt, Bina Shintoshi-machi 美奈 新都市町, bringt.

Geschafft, ich komme einmal wieder zu früh, anstatt ein, zwei Minuten zu spät. Die Anfahrt durch das österreichische inaka 田舎 (ländlicher Raum) gibt wirklich den Eindruck, vor Ort in Aso zu sein. Vom Fenster aus sieht man beispielsweise Wege, die an Feldern entlang führen, und auf denen man auf dem Weg zu einem Interview mit dem Fahrrad fahren könnte und so auch ins Gespräch mit Einheimischen käme. Ein bisschen später erhebt sich in der Ferne der Yukiyama 雪山 (Schneeberg), den man ähnlich wie den Fuji-san bei gutem Wetter vom Zug aus bewundern kann.

Ich hatte mich besonders darauf gefreut, zumindest einen Tag an die Forschungs-Exkursion anzuhängen, für einen Besuch in Hiroshima City. Es wäre toll, Freunde und vor allem meine Gastfamilie zu treffen… Aber andererseits wäre es auch gefährlich, weil ich an einem Tag チーズダッカルビ, Otafuku-sōsu Burger und Cheese-Beef-Burrito essen müsste (es müsste auch ein Donnerstag sein, also ブリトー曜日, so nannten ein Kollege und ich während meiner Zeit im Friedensmuseum Donnerstag - es ist sogar im Dictionary des Arbeitscomputers so eingespeichert!). Und allem voran müsste ich unbedingt zu Hazeya, wo ich wöchentlich mit einem kurzen itsumo no onegai shimasu いつものお願いします mein チーズキムチ お好み焼き (Käse-Kimchi Okonomiyaki) genossen habe.

Auf das Kimchi-Topping musste ich hier zwar leider verzichten, aber ich konnte dann doch glücklicherweise Okonomiyaki einfach selbst in der Pfanne machen - diesmal ging es auch aus irgendeinem Grund viel einfacher als die vorherigen Male, die ich es probiert habe. Es hat sicher auch geholfen, dass ich mittlerweile beim Matcha Komachi in Wien zu arbeiten begonnen habe, denn auch das Ambiente dort, das Servieren der japanischen Speisen, das Verspeisen von Miso-Ramen sowie das Japanischsprechen während der Arbeit hat alles dazu beigetragen, dass ich mir - nicht zuletzt wegen diverser Programmpunkte der Exkursion - die letzten Wochen zumindest teilweise vorstellen konnte, vor Ort in Japan zu sein. Es fehlt nur, beim Zugfahren ein "Mamonaku bina shintoshi-machi … bina shintoshi-matchi desu. Shūten desu" zu hören...

Auch wenn es wieder einmal nicht möglich war, meine japanische Heimat Hiroshima zu besuchen (es mag etwas seltsam klingen aber ich finde das trifft immer auf Orte zu, in denen man längere Zeit lebt), mich mit Freunden von damals zu treffen, und meine Esspläne zu verwirklichen … Das war schon auch sehr schade.

Aber ich hatte Okonomiyaki!

Los geht's! Foto: Benedikt Schultz.

Das Dorf. Foto: Benedikt Schultz.

Ein kei-tora - oder vielleicht auch nicht. Foto: Benedikt Schultz.

Bahnhofsplatz mit Parkplatz. Foto: Benedikt Schultz.

Auf dem Weg durch den ländlichen Raum. Foto: Benedikt Schultz.

Schneeberg. Foto: Benedikt Schultz.

Okonomiyaki! Foto: Benedikt Schultz.