Aso, Tourismus und COVID-19

26.02.2022

Charakteristika der Tourismusindustrie in einer Region, die Katastrophen gewohnt ist.

Melanie Steinbrugger

Am 23. Februar startete der Tag für die Kankō-Gruppe mit einem Online-Interview, auf das wir schon die ganze Woche hingefiebert hatten: Kubo Takayuki! Der Vorstand des Tourismus-Vereins in Minamiaso-mura nahm sich die Zeit, uns einige Fragen zu beantworten und uns eine kleine digitale Führung durch die beliebtesten Attraktionen in Minamiaso-mura zu geben. Herr Kubo selbst ist ursprünglich aus Kagoshima. Heute lebt er allerdings in Minamiaso-mura und widmet sich mit einer bewundernswerten Leidenschaft der Stärkung des Tourismus in der Region. Diese Leidenschaft dürfte es ihm wohl auch ermöglicht haben, im Alter von nur 31 Jahren bereits Vorstand des Tourismus-Vereins zu sein. Auch im Gespräch konnten wir spüren, wie sehr ihm die Aso-Region am Herzen liegt und einiges, dass wir lernen durften, will ich gleich einmal hier im Blog vorstellen.

Wenn es eine Sache gibt, die wir in den letzten Wochen über Aso gelernt haben, dann dass der Zusammenhalt und der starke Wille der Einwohner*innen dazu beitragen, dass keiner Katastrophe klein beigegeben wird. Vor allem nach dem Kumamoto-Erdbeben 2016, eine der größten Katastrophen, die Aso bis dato getroffen hat, haben die Einwohner*innen mit der Hilfe von Freiwilligen, Aso innerhalb kürzester Zeit wieder aufgebaut. Doch wie verhält es sich, wenn die Auswirkungen, gegen welche man gemeinsam vorgehen zu versucht, nicht greifbar beziehungsweise sogar unsichtbar sind?

Herr Kubo erklärt uns, dass man bei Naturkatastrophen keine Wahl hat – es gibt nur einen Weg und dieser Weg führt nach vorne. Da eine Pandemie wie die COVID-19-Pandemie jedoch in Wellen schlägt, ist es im Moment sehr schwierig für die Einwohner*innen und auch die lokalen Unternehmen, deren immer wieder aufkeimenden Hoffnungen immer wieder phasenweise gedämpft werden. Konkrete Pläne können so nur schwer erstellt und umgesetzt werden und daher müssen mehr denn je alle Einwohner*innen in Aso zusammenhalten. Das Besondere an der derzeitigen Situation ist allerdings, dass Tourist*innen ebenso einbezogen werden sollten und diese auch diverse Maßnahmen und Restriktionen mittragen müssen.

Die meisten Tourist*innen in Aso kommen aus Kumamoto-Stadt oder Fukuoka und reisen mit dem Auto an. Bei dieser Gruppe handelt es sich um Tagesausflügler*innen, welche der Stadt entfliehen wollen, um sich etwas zu erholen – und wo kann man das besser als in einer Region wie Aso, welche für die wunderschöne Natur, die Onsen, die guten Restaurants und die herzliche Atmosphäre bekannt ist? Vor der COVID-19-Pandemie gab es noch sehr viele ausländische Übernachtungsgäste, welche zum Großteil aus China, Taiwan und Südkorea stammten. Mit einem Schmunzeln merkt Herr Kubo an, dass auch einige österreichische Tourist*innen in der Vergangenheit nach Aso kamen.

Als wir uns als Team in der ersten Woche Aso genauer angesehen hatten, ist Max besonders die Fülle an Golfplätzen aufgefallen. Das hat uns als kleiner Insiderwitz durch die Exkursion begleitet. Schließlich erhielten wir von Herrn Kubo eine interessante Info, die wohl vor allem für Max besonders erfreulich war, und zwar, dass der Hauptgrund für koreanische Tourist*innen nach Aso zu kommen das Golfen ist. Das liegt an den milderen Temperaturen in Aso, gegenüber den Temperaturen, die in Korea herrschen.

Durch die COVID-19-Pandemie und der damit zusammenhängenden strengen Einreisebestimmungen und Maßnahmen, die von der japanischen Regierung eingeführt wurden, sind die Nächtigungen in Aso leider stark zurückgegangen. Auch für Herrn Kubo sind die Bahnhöfe nun deprimierend leer – eine Stille, die man vor COVID-19 nicht gewöhnt war. Auch eine Angst vor allem unter den älteren Einwohner*innen machte sich breit und so sind auch jetzt viele der Älteren der Meinung, dass lieber keine Tourist*innen nach Aso kommen sollten. Herr Kubo erwähnt jedoch, dass sich diese Meinung in einigen Monaten im Zuge der Impfung wieder etwas auflösen wird und wagt eine Prognose, dass der Tourismus im Jahr 2023 wieder uneingeschränkt möglich sein könnte.

Solange es jedoch diesen immensen Einschnitt an Tourist*innen gibt, liegt die Hoffnung der Tourismusbranche in der Vermarktung regionaler Produkte. Vorgestellt wurden uns hier ein Seifengeschäft namens ladybug, mit wunderschönen, kunstvollen Seifen sowie das Minami Aso Blonde Ale Beer und besonders Erdbeeren. Doch Minamiaso-mura sowie die gesamte Aso-Region haben natürlich noch viele mehr dieser regionalen Produkte zu bieten. Bei den hier erwähnten Produkten handelt es sich um Produkte, welche wohl aus Aso exportiert werden und als Luxusgüter vermarktet werden könnten.

Wir sind jedenfalls sehr berührt und beeindruckt von der Aso-Region und ihren Einwohner*innen, die ihre Hoffnung und ihren Zusammenhalt auch in solch schweren Zeiten aufrecht halten. Die Begeisterung für Minamiaso-mura, aber auch die ganze Aso-Region die Herr Kubo entgegenbringt, war definitiv ansteckend und sobald der Tourismus für Ausländer*innen wieder erlaubt ist, ist die Motivation in unserer Gruppe hoch, diesen Ort selbst zu besuchen.

Lokales Produkt mit Potenzial? Ladybug-soap.com (Screenshot von www.youtube.com/watch.

Das Minami Aso Blonde Ale Beer (Bild von www.furusato-tax.jp/product/detail/43433/5210666).

Ungebetener Interviewgast. Bild: Melanie Steinbrugger.