Die Verarbeitung von Katastrophen und Traumata in Literatur und fiktionalen Medienproduktionen

Symposium @Institut für Ostasienwissenschaften, Universität Wien | 27.-28. September 2016

 Zum Symposium

Seit der Dreifachkatastrophe im japanischen Nordosten vom 11. März 2011 ist eine große Zahl von Gedichten, Prosatexten, Theaterstücken, Manga und Filmen entstanden, die sich mit der Katastrophe beschäftigen. Dabei stellt sich eine Frage, die bereits von den Autor*innen der sog. genbaku bungaku, der japanischen „Atombombenliteratur“, verfolgt wurde, und die dazu geführt hat, dass man mit neuen Ausdrucksformen in der Literatur und ganz unterschiedlichen narrativen Strategien experimentierte. Die Bandbreite reicht hier von einem nüchtern-rekonstruierenden, dokumentarischen Stil bis hin zu Texten mit fantastischen Elementen. Ähnliche Tendenzen lassen sich in literarischen Werken finden, die die großen, von Industrie und Chemieunternehmen verursachten Umweltkatastrophen im Japan der 1970er Jahre thematisieren, und auch heute, ganz aktuell, in literarischen Werken zu „3/11“.

Vor diesem Hintergrund brachte das Symposium Die Verarbeitung von Katastrophen und Traumata in Literatur und fiktionalen Medienproduktionen Wissenschaftler*innen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Japan zusammen, die ihre Forschung zur literarischen und medialen Verarbeitung des Pazifikkriegs und der japanischen Dreifachkatastrophe vom März 2011 präsentierten und vergleichend diskutierten. Welche Aspekte der ‚be-schriebenen‘ Katastrophen werden dabei behandelt? Welche Ausdrucksformen und narrative Strategien werden von den Autor*innen und Regisseur*innen entwickelt? Welche Rolle können Literatur und Medien bei der Verarbeitung von Katastrophen und Traumata spielen? Und schließlich: Lassen sich Medien- und Genre-spezifische Unterschiede feststellen?

Die japankoreanische Schriftstellerin Yū Miri, die nach der Dreifachkatastrophe von 2011 nach Minamisōma in der Präfektur Fukushima gezogen ist, um dort zu leben und zu schreiben, war ebenfalls zugegen; sie berichtet von ihrer Motivation, diesen Schritt zu tun, und von ihrer Arbeit vor Ort.

 Daten

  • Dienstag, 27.09.2016, 10:15~18:00 Uhr
  • Mittwoch, 28.09.2016, 10:15~16:00 Uhr

 Programm

Tag 1 – Dienstag, 27. September 2016

  • 10:15~10:30: Begrüßung durch Ina Hein
  • 10:30~11:15: Belastungsdimensionen in Texten japanischer Schriftsteller nach 1945: Das literarisierte Trauma als konzeptuelles Problem 
    Lisette Gebhardt
  • 11:15~12:00: A multifaceted Fukushima: Conflicting images of the loved homeland in Ōnobu Pelican’s Kiruannya to Uko-san (2011)
    Barbara Geilhorn
  • 12:00~14:00: Mittagspause
    14:00~14:45: Der Hund, der in ‚Fukushima‘ blieb: Zur Thematisierung der Atomkatastrophe in Kinderbuch und Fernsehdrama
    Hilaria Gössmann
  • 14:45~15:30: Auseinandersetzung mit medialer Erfahrung von Katastrophen: Zu Elfriede Jelineks Kein Licht (2011)
    Asako Fukuoka
  • 15:30~16:00: Kaffeepause
  • 16:00~16:45: In der Sperrzone: Yū Miri und ‚Fukushima‘
    Kristina Iwata-Weickgenannt
  • 16:45~18:00: Leben und Schreiben in Fukushima
    Yū Miri

Tag 2 – Mittwoch, 28. September 2016

  • 10:15~11:15: Witnessing the impossible: Writing trauma
    Daniela Tan
  • 11:15~12:00: Die Schlacht von Okinawa: Literarische Strategien der Auseinandersetzung mit traumatischen Kriegserlebnissen bei Medoruma Shun
    Ina Hein
  • 12:00~14:00: Mittagspause
  • 14:00~14:45: Eien no Zero (2013; Yamazaki Takashi): Zwischen Antikriegsappell und nationalistischem Sentiment
    Adam Greguš
  • 14:45~15:30: Ein Sieg in der Niederlage: Der Tennō als Held in Nihon no ichiban nagai hi (2015)
    Griseldis Kirsch
  • 15:30~16:00: Abschlussdiskussion

 Teilnehmer*innenliste (in alphabetischer Reihenfolge)

  • Asako Fukuoka | Universität Kōbe
  • Lisette Gebhardt | Universität Frankfurt
  • Barbara Geilhorn | FH Berlin
  • Hilaria Gössmann | Universität Trier
  • Adam Greguš | Universität Trier
  • Ina Hein | Universität Wien
  • Kristina Iwata-Weickgenannt | Universität Nagoya
  • Griseldis Kirsch | SOAS London
  • Daniela Tan | Universität Zürich
  • Miri Yū