TAFEL 15: Katastrophen
Dass Japan ein Land mit überdurchschnittlich vielen Naturkatastrophen ist, ist allgemein bekannt. Erdbeben, Vulkanausbrüche, Tsunami-Wellen, Überschwemmungen, Taifune sind beinahe alltägliche Ereignisse. Trotzdem gibt es Katastrophen in verschiedenen Dimensionen, und die besonders großen fanden schon auf den schwarzweißen Flugblättern und auf den bunten Holzschnitten der Edo- und der frühen Meiji-Zeit ein Medium, das sie über die engeren Grenzen der betroffenen Gebiete hinaus bekanntmachte.
Nach der Einführung der Bildpostkarten war es eigentlich selbstverständlich, dass sich auch dieses neue Medium der Wiedergabe von Katastrophenschäden bediente, um die Neugier der nicht unmittelbar Betroffenen, wohl aber auch den Wunsch nach Erinnerung bei den Betroffenen zu befriedigen. Trotzdem ist man erstaunt, wie viele Bildpostkarten von den vielen Naturkatastrophen in dem hier behandelten Zeitraum 1900 bis 1940, aber vor allem vom großen Kantō-Erdbeben in Tokyo und Yokohama am 1.September 1923 existieren (Nr. 07-20).
Bei den Karten vom Kantō-Erdbeben erstaunt die außerordentliche Menge von ausgegebenen Karten, die sich auf Tokyo und Yokohama beziehen. Die Karten wurden offensichtlich sehr rasch nach der Katastrophe hergestellt, was man daran erkennt, dass viele Karten handschriftlich beschriftet sind und nicht in Druckschrift, wie sonst üblich, und viele Karten sind in schwarzweiß und nicht in Farbe. Besonders von Yokohama gibt es aber auch viele Karten in Farbe, die die Brände zeigen, die aber wohl nachträglich koloriert wurde und keine echten Live-Fotos sind. Beim Thema Katastrophen wird die mediale Bedeutung der Bildpostkarten besonders deutlich.