TAFEL 9: Schlimme Kinder

Schwer verständlich ist die große Anzahl von Postkarten, die „schlimme“ Kinder (itazura ko) bei ihren Streichen oder, besser gesagt, Missetaten zeigen. Es ist schwer zu eruieren, warum diese Karten eine solch hohe Popularität genossen. Einerseits scheint die Tradition eine Rolle zu spielen, denn auch während der Edo-Zeit (1600-1867) gab es zahlreiche Darstellungen schlimmer Kinder. Die Künstler könnten sich aber auch, nachdem das Thema eine gewisse Popularität erreicht hatte, immer neue Missetaten ausgedacht haben, die mit der Wirklichkeit nichts mehr zu tun hatten, ähnlich den bösen Taten in unseren Kinderbuchklassikern Max und Moritz und Struwwelpeter. Da der Boom dieser Karten in den späten 1910er und den 1920er Jahren anzusetzen ist, könnten sich auch Probleme bei der Kindererziehung während einer Periode der raschen Verstädterung in der Beliebtheit dieser Karten widerspiegeln.

Auffallend ist die Rolle des Ansichtskartenverlags Torii Shoten im Shiba-ku in Tokyo, von dem die meisten Karten dieser Kategorie stammen. Fast alle Karten weisen ein Querformat auf.

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