Das zweite Onda-Matsuri – diesmal in Ichinomiya

12.08.2018

Tag 13 - 28.07.2018

von Matthias Pech

Im heutigen Bericht geht um das Onda-Matsuri (御田祭) des Aso Schrein (阿蘇神社) in der Stadt Ichinomiya (一の宮). Bevor wir uns am Schreingelände einfanden, gab es aber noch ein abschließendes Erinnerungsfoto der Exkursionsgruppe auf den schattigen Stiegen des Kokuzō Schreins (国造神社) am Rand von Nishiteno (西手野).

Der nächste Termin war um 11 Uhr am Schreingelände des Aso Schreines. Nur zwei unserer Kollegen mussten schon um 10 Uhr da sein, da sie zum Tragen eines Mikoshis (御輿) eingeladen waren und sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen wollten.

An diesem Tag bewies die Sonne wieder mal ihre ganze Kraft und deswegen wirkte der Schrein auf den ersten Blick auch etwas schwach besucht, doch versteckte sich der Großteil der Besucher nur im Schatten. Schon bevor der Umzug anfing, begannen die Fotografen sich in Bewegung zu setzen. Mit handlichen Leitern und ein, zwei Kameras sowie Teleobjektiven und einem gewissen Maß an Selbstsicherheit ausgerüstet, waren sie eine unstete Masse, die sich scheinbar auflöste, um dann anderenorts unerwartet aus allen Richtungen wieder zusammen zu flocken und so an manchen Stellen größere oder kleinere schwarz glänzende Flecken überhitzter Kameras bildeten.

Grundlegend sind das Onda-Matsuri von Nishiteno und Ichinomiya gleich, doch gibt es einige interessante und wichtige Unterschiede.

Zum einen, als die Mikoshiträger im Kreis liefen und die Besucher und auch die Fotografen frenetisch ihre Reispflanzen auf die Mikoshis oder, wohl unbeabsichtigt, auf die Träger warfen, stieg eine Staubwolke empor, die etwas Befremdliches für ein so wasserreiches Gebiet hatte.

Dann werden gleich 12 Gottheiten in vier Mikoshis umhergetragen, statt nur einer in einem Mikoshi. Darunter auch Minigi no Mikoto (健磐龍命), der Enkel von der Sonnegöttin Amaterasu (天照) und selbst Großvater von Jimmu-tennō (神武天皇) und somit eine bedeutende Figur in der Shintō-Mythologie.

Die Träger der Mikoshis waren in Gruppen unterteilt und zu dem gab es in jeder Gruppe einen mit einer Holzkiste in welche das Geld gelegt wurde, dass Leute, vornehmlich Frauen, auf den Mikoshi legten um dann unter diesem schnell zweimal durchzulaufen. In Nishiteno hatte der Mikoshi selbst eine eigene kleine Box wo man das Geld einfach hineinwerfen konnte. Während es sich hier oft um nur kleine Beträge von vielleicht 10 oder 100 Yen handelte, gab es auch manche Haushalte die ein Kuvert überreichten, wo der Träger der Geld-Box sich dann persönlich bedankte.

Auch gab es eine kleine Gruppe am Ende des Zuges die damit beauftragt war, anfallenden Pferdemist wegzuräumen, während man in Nishiteno die Sache einfach belassen hatte.

Ein anderer großer Unterschied zum Fest vor zwei Tagen, war die Anwesenheit von Essensständen, welche mit Zuckerwatte, Eis, Takoyaki (たこ焼き) und vielem mehr hungrige Mäuler in Scharen anlockten. Aber auch die Restaurants und Bars um den Schrein konnten sich über einen Strom an Gästen freuen.

Durch solche Elemente ist ein weiterer bedeutsamer Unterschied zwischen den beiden Onda-Matsuri zu erkennen. Während jenes in Nishiteno sehr deutlich ein Fest der Dorfgemeinschaft für die Dorfgemeinschaft ist, ist das heutige Fest ein wichtiger Tourismusfaktor.

Die Organisation und Moderation war fest in Männerhand, nur zu Beginn, als die letzten Vorbereitungen liefen, waren ein paar besorgte Mütter unter den Teilnehmern verstreut, damit beschäftigt ihre Sprösslinge mit einem Schirm vor der Sonne abzuschirmen, Mut zuzusprechen oder mit einem der männlichen Organisatoren, beziehungsweise Moderatoren sich über den Ablauf der Route zu unterhalten. Es gab auch einige von diesen, jeder mit einem Spickzettel ausgestattet schwirrten sie umher, achteten auf die korrekte Haltung der Teilnehmer, informierten Fragende über den Zeitplan oder steckten die Köpfe zusammen, um sich über aktuell anfallende Fragen zu beraten, wie etwa, ob die Kinder eine Jause, ein Bentō (弁当) bekommen, oder zuhause verköstigt werden, wobei das Zweite der Fall war.

Am Ende gab es noch ein 15-minütiges Feuerwerk, welches den östlichen Nachthimmel über Miyaji (宮地) in vielfältigen Farben und Formen erleuchtete, und beim Schrein gab es ein Nō (能)-Stück zu sehen, wo, wie könnte es auch anders sein, ein Held Ungeheuer besiegen musste um sowohl eine schöne Maid als auch einen Schatz zu gewinnen.

Dieser Tag war ein willkommener Abschluss für unseren Aufenthalt in Aso, indem er uns mit vielen neuen Erfahrungen und schönen Erinnerungen versorgte, und auch unsere beiden Schreinträger fanden zur nächtlichen Stunde, ihren Weg nach Hause, wohlbehalten, aber mit etwas geröteten Schultern.

Abschließend noch drei kurze Fragen an unsere Mikoshiträger

Blog: Wie hat sich die Möglichkeit für euch ergeben, als Träger am Matsuri teilzunehmen?

Florian und Stefan: Als wir bei einem Singabend in Vorbereitung für das Fest in Miyaji waren, kamen wir auf das Thema zusprechen, ob man als jemand der nicht zum Dorf gehört, die Mikoshis berühren dürfe. Da es schon mal einem Ausländer, Gaijin (外人), erlaubt war teilzunehmen, kamen die Bewohner schnell zum Schluss, dass wir doch auch mitmachen sollten…Man bedrängte uns geradezu.

Blog: Was war DER Moment für euch?

Stefan: Das allerletzte Mal im Kreis laufen, als wir wieder im Schrein waren und der Umzug somit fast sein Ende erreicht hatte.

Florian: Als wir am Pflegeheim vorbeigingen, damit auch die alten Leute eine Freude hatten. Und als mir Wasser (Anmerkung: zur Erfrischung) ins Genick geschüttet wurde.

Blog: Was kam nach dem offiziellen Ende?

Florian und Stefan: Einladung von mehreren anderen Trägern mit zur Feier, Ujiyage (打ち上げ) zu kommen und dabei unsere neuen Bekanntschaften zu vertiefen.

Erfrischung zwischendurch.

Unsere fleißigen Kollegen tragen es gelassen.

Die Prozession mit den 14 Unari.

Nicht nur der tragbare Schrein, auch seine Träger werden von den glücksverheißenden Reispflanzen getroffen.

Kinder heben die Reispflanzen auf, um diese erneut auf den tragbaren Schrein zu werfen.

Die letzten Runden werden gedreht.

Bei wunderbarem Wetter ist der Aso vom Schrein aus gut zu sehen.

Fotografen lauern im Reisfeld.