Greenstock und der fast letzte Tag

28.02.2022

Unsere Online-Exkursion nähert sich langsam ihrem Ende. In unserem Kalender steht das letzte Online-Event aus Japan: Das Treffen mit der NPO Greenstock.

Lenka Miyanohara

Greenstock ist eine wichtige NPO, die sich seit April 1995 um das Aufrechthalten der noyaki 野焼き-Tradition und damit die Erhaltung der Grünflächen in der Aso-Region und die Weitergabe der Tradition an die nächste Generation einsetzt. Eine ausführliche Erklärung zur sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Bedeutung der Graslandpflege und des noyaki findet sich zum Beispiel hier. Wir hatten dank Herrn Dr. Wilhelm die Möglichkeit, einen Blick in die Hauptquartiere zu werfen, die normalerweise um 17:00 geschlossen werden. Außer an Neujahr sind die Räume der NPO aber das ganze Jahr lang offen.

Greenstock kümmert sich unter anderem auch darum, dass Freiwillige mit dem noyaki und den Vorbereitungsarbeiten aushelfen, bildet diese Freiwilligen aus und vermittelt sie an die Dörfer, die Bedarf anmelden. Aufgrund der Überalterung ist es notwendig, dass auch Freiwillige aus anderen Präfekturen kommen und an den Arbeiten teilnehmen. Ein interessanter Punkt war aber, dass die Präfektur Ōita zwar am nächsten liegt, aber nur rund 3% der Freiwilligen aus Ōita kommen. Die meisten Freiwilligen kommen aus der Präfektur Kumamoto (rund 60%), den zweiten Platz nimmt die Präfektur Fukuoka mit 30% ein. Die meisten Freiwilligen kommen, weil sie die Aso-Region mögen oder einfach gerne Outdoor-Aktivitäten betreiben.  

Die Leiterin der NPO Greenstock und Dr. Wilhelm stellten uns die Räumlichkeiten vor, wir konnten auch die Kreativität der Kinder betrachten, die eine schöne Wand über Aso-Region gebalstelt hatten. Die Leiterin führte uns mithilfe der Kamera von Dr. Wilhelm durch das Gebäude und zeigte und unter anderem eine plastische Landkarte der Caldera, wo sie uns auch den Standort des Hauptgebäudes zeigte, Plakate über die Aso-Region und auch die komplette Ausrüstung eines noyaki-Teilnehmers, den sie Hiroshi nennen. Hiroshi hatte außer der Kleidung auch drei wichtige Geräte bei sich: Das karibaraiki, was man für das Schneiden des Grases als Vorbereitung der noyaki benutzt. Nach dem Schneiden lässt man das Gras trocknen. Zweites wichtiges Gerät war das hikeshidôgu, ein rechenänliches Gerät, das zum Löschen des Feuers verwendet wird, drittens eine Wasserspritze. Ein Erstehilfe-Set darf natürlich ebenfalls nicht fehlen, denn das noyaki kann durchaus gefährlich werden. 

Wir durften auch einen Blick hinter das Hauptquartier werfen, wo einige kusadomari zu sehen sind: Hütten aus Gras, die man für die Übernachtung in den Bergen verwendete, was heute aber nicht mehr notwendig ist. Es bot sich auch ein Blick auf den Aso-Vulkan an.

Nach diesem interessanten Einblicken hatten wir noch die Möglichkeit, mit unterschiedlichen Personen zu reden. Durch einen einflussreichen äteren Bewohner von Aso, der sich seit Jahrzehnten dür den Erhalt der lokalen Kulturlandschaft einsetzt, erfuhren wir auch etwas mehr über seine vielfältige Arbeit: der Anbau von gefährdeten Blumen der Aso-Region, das Züchten von die Läuchtkäfern oder sein EInsatz bei Gesellschaft für den Erhalt der Wildvögel.

Als ob der Aso-Vulkan gewusst hätte, dass heute unser letzter Tag mit einer Online-Veranstaltung ist, begann gerade heute eine Eruption der Stufe 3. Auch das Wetter zeigte sich im Aso schön und sonnig, was man über Wien nicht ganz sagen konnte. Man konnte sich aber gut vorstellen, dass es trotz des Sonnenscheins ziemlich kalt war.

Nach dieser kleinen virtuellen Exkursion und kurzen Pause, trafen wir uns alle online und physisch, um unsere Erkenntnisse zu reflektieren, mittlerweile eine ganz praktische Angewohnheit, die ich ziemlich sicher vermissen werde. Da im Programm am nächsten Tag kein weiterer Vortrag stand, hatten wir Zeit, um unsere gesammelten Daten und Informationen durchgehen zu können und langsam die Präsentationen für den letzten Tag vorzubereiteten.

Man konnte dabei langsam spüren, dass das sich das Projekt dem Ende nähert. Wir begannen langsam auch zu planen, wie wir uns am Ende mit unserem Projekt verabschieden. Wir alle hatten das Gefühl, dass unser Experiment der Online-Feldforschung im Rahmen unserer Möglichkeiten erfolgreich war. Gewisse soziale Aspekte kann man auch mit dem heutigen Stand der Technologie noch nicht genau erforschen, aber ich bin mir sicher, dass wir uns auch durch die Covid-19 Pandemie in einer Wende befinden. So wie alles, wird auch die Forschung teilweise digitalisiert, und was aus heutiger Sicht noch unmöglich scheint, wird in der nahen Zukunft greifbar. Man braucht nur einen kurzen Blick in die Vergangenheit.

Die Räumlichkeiten der NPO zu "normalen" Zeiten. Foto: aso-sougencenter.jp/guide/learning/.

Kinderprogramm bei Greenstock. Foto: aso-sougencenter.jp/guide/learning/.

Errichten eines kusadomari. Foto: aso-sougencenter.jp/guide/learning/.