Innovative Online-Feldforschung in Aso

22.02.2022

Live-Führung durch den Ort Minamiaso mit Johannes Wilhelm und Nagata Kôki.

Wilhelm Donko

Heute stand ein ganz besonderer Punkt auf dem Programm der Aso Digital Winter Field School, welcher ohne dabei übertreiben zu wollen wohl selbst für die inzwischen doch recht etablierte digitale Feldforschung als äußerst innovativ angesehen werden kann. Von unseren Bildschirmen aus in Wien wurden wir auf eine interaktive Fahrt durch das Aso-Tal mitgenommen und hatten dabei auch noch die Chance, mit Menschen vor Ort zu interagieren. Konkret wurden wir von Dr. Johannes Wilhelm, einem ständigen Begleiter der Exkursion, via Zoom von einem interessanten Ort in Aso zum nächsten gefahren und erhielten von dem lokal ansässigen Geologen Nagata Kôki zwischendurch auf den längeren Fahrtstrecken eine über vierzig Folien umfassende Präsentation über den Aso UNESCO Global Geopark. 

Die Tour hat dabei gleich einmal ganz imposant gestartet, mit einem beeindruckenden Panorama der neu aufgebauten Aso Ohashi-Brücke, welche im Zuge des so verheerenden Kumamoto-Erdbebens 2016 komplett eingestürzt war. Heute steht sie wieder und stellt die wichtigste Verkehrsanbindung des südlichen Aso-Tals mit der Stadt Kumamoto dar. Nachdem ich mich in den letzten Wochen so viel mit dem Thema Resilienz in Verbindung mit Aso auseinandergesetzt habe, frage ich mich, ob die Aso Ohashi-Brücke nicht selbst so etwas wie ein Symbol dafür in der Gegend ist.

Wie schon erwähnt, erhielten wir während wir von einem Ort zum anderen reisten, eine ausführliche Präsentation über den Aso Geopark von Nagata Kôki vom Beifahrersitz aus, welche alles von der Entstehung des Vulkans bis hin zu den aktuellsten Tourist*innenzahlen abgedeckte. Naturgemäß haben die verheerenden Einschnitten wie das Erdbeben 2016 und der Beginn der Pandemie in 2020 die Zahlen stark sinken lassen. Aber überraschenderweise hat sich die Zahl der Tourist*innen während der Pandemie in 2021 komplett erholt und weist mit rund 56.000 Besucher*innen sogar einen knapp höheren Wert als 2015 auf. Die Zahl der ausländischen Tourist*innen ist hingegen aufgrund der Einreisebestimmungen komplett eingebrochen. 

Nach der Aso Ohashi-Brücke ging es in weiterer Folge zu verschiedensten Orten in der Region, wie dem michi no eki von Minamiaso. Dabei handelt es sich um eine Art Anlaufstelle für Besucher*innen, bei welcher man Informationen über lokale Sehenswürdigkeiten bekommt, aber meist auch die Chance hat, sich einige lokale Produkte und Souvenirs zu kaufen. Geendet hat der Ausflug nach einem kurzen Schreinbesuch (natürlich habe ich mich auch vor dem Bildschirm vor dem Eintritt verbeugt) dann ganz spontan auf einem kleinen Bauernhof in Ichizeki (ein Ortsteil von Minamiaso), und wir konnten neben ein paar netten Nahaufnahmen der lokal-bekannten Akaushi (rote Kühe) auch dem Besitzer noch diverse Fragen stellen. Es war auch überaus nett, dabei etwas von der ländlichen Geräuschkulisse von Aso wahrzunehmen, wie das Bellen von Hunden beispielsweise. Andererseits lässt sich wohl darüber streiten, ob der Geruch des Rinderdunges am Ende des Ausfluges wirklich nötig wäre, um das volle Erlebnis der Sinne zu bekommen. Der innovative Programmpunkt stellt jedenfalls beeindruckend dar, wie man selbst im Rahmen der Online-Feldforschung ganz spontan und ungeplant zu neuen Bekanntschaften und Quellen kommen kann.

Die Online-Tour wurde aufgezeichnet und kann hier angesehen werden

Geologische Erklärungen via Zoom. Screenshot: Wilhelm Donko.

Blick auf den Aso-Vulkan. Zigarette zum Vergleich. Screenshot: Wilhelm Donko.

Interview mit Akaushi. Screenshot: Wilhelm Donko.