von Kerim Mallée
Obwohl es noch nicht einmal 10 Uhr ist, lässt das schwüle Morgenwetter bereits erahnen, welche Ausmaße die Hitze am heutigen Tag wohl annehmen wird. Im Bus vom Seinen Kaikan zur Universität Kumamoto (熊本大学), bereitet man sich auf die Präsentation vor, die heute noch ansteht. Von den Grünanlagen des Campus, hinter dem Akamon, einem eindrucksvollen roten Backstein-Tor, hallt das allpräsente Zirpen der Zikaden über das gesamte Unigelände.
Noch vor dem Seminarraum laufen wir Professor Josef Kreiner, einem Urgestein der Wiener Japanforschung, nun in Kumamoto ansässig, über den Weg. Nach einem Interview mit dem Web-TV アソ, bildet ein Vortrag Kreiners nicht nur das Bindeglied zwischen den Wiener Forschungsanfängen in Aso, aus denen sich eine bereits 50 Jahre andauernde Forschungsbeziehung entwickeln sollte, und unserer diesjährigen Exkursion - er macht auch deutlich, wie sich die Japanologie als Forschungszweig von einer philologischen Disziplin hin zur Soziologie entwickelte. Kreiner betont die Wichtigkeit dieses Wandels, übt aber auch Kritik. So waren die Forschungsgegenstände der frühen soziologischen Japanforschung entweder zu groß (Japan in seiner Gesamtheit) oder zu klein (das „japanische Dorf“). Einen Kompromiss sollte letzten Endes die Regionalforschung bilden. Kreiners Vortrag schließt mit einem Aufruf zur, und Hervorhebung von Neugier und Zielstrebigkeit in der Forschung.
Nach diesem Vortrag fühlen wir uns zum einen bestärkt in unserem Forschungsvorhaben und es folgt die Präsentation zu unserem Vorhaben, erarbeitet und durchgeführt von drei StudentInnen der Exkursion. Letzten Endes, abgesehen von einer widerspenstigen Power-Point-Folie, läuft alles gut. Vor einer Studenten-Gruppe mit einem internationalen Hintergrund legen die drei den mixed method Ansatz dar, den Aso 2.0 verfolgt, der sich aus unseren Fragebögen, den Interviews vor Ort und der teilnehmenden Beobachtung in Aso selbst zusammensetzen wird. Der Rest des bereits fortgeschrittenen Tages, wird in den Einzelgruppen, die sich kreativ der dem anthropologischen Ansatz der Happiness-Forschung annähern, verbracht, bevor man schließlich zum Nomikai mit den Studenten der Universität Kumamoto aufbricht, wo neue Kontakte geknüpft werden. Am Ende des Tages mischt sich Erleichterung über den guten Verlauf des selbigen, mit einem gestärkten Bewusstsein, für die Verantwortung, resultierend aus der langen Forschungsgeschichte, derer wir Teil sein dürfen. Plus einer Lektion über die Notwendigkeit von Mückenschutz, wenn man sich in kurzen Hosen an den abendlichen Heimweg macht.