Die japanischen Filmtage in Wien freuen sich, auch im achten Jahr ihres Bestehens das Beeindruckendste aus dem japanischen Filmschaffen des laufenden Jahres dem Wiener Kinopublikum zu präsentieren. Schon mit dem Eröffnungsfilm, dem berührenden Dokumentarfilm How To Make a Japanese der britisch-japanischen Regisseurin Ema Ryan YAMAZAKI, tauchen wir tief ins Innere des japanischen Alltags ein und begleitet eine Volksschulklasse beim Heranwachsen zu verantwortungsvollen Mitgliedern der Gesellschaft.
Mit einer anderen Doku wird diese Verantwortung der Gesellschaft gleich wieder in Frage gestellt: In Black Box Diaries schildert Regisseurin Shiori ITŌ als Opfer einer sexuellen Attacke selbst von ihrem Kampf um ihr Recht und Gerechtigkeit in einem von patriarchalen Strukturen geprägten japanischen Rechts- und Gesellschaftssystem.
Gleich zwei Regisseurinnen werden das Festival als Gast beehren und nach Wien kommen: Noriko YUASA entfaltet in Performing KAORU’s Funeral während einer Beerdigungszeremonie ein Aufeinanderprallen gegenseitiger Positionen zur Verstorbenen und erzeugt eine explosive Dynamik mit durchaus komischer Entladung. Kahori HIGASHI ist gleich mit zwei ihrer Filme nach Wien angereist und setzt sich in Belonging ebenfalls mit dem Tod auseinander, allerdings aus der Sicht der Verstorbenen. Auch in Memories of his Scent folgt die junge Tochter den Spuren ihres verstorbenen Vaters, die sie auf eine Reise in viele kleine Programmkinos in ganz Japan führen.
Die kleinen Kinos, der Low-Budget Film, das Guerrilla-Style-Filmemachen und die cineastische Leidenschaft abseits der Blockbuster und Multiplexe, sie ziehen sich in diesem Jahr wie ein roter Faden durch das Programm von Japannual. Wir begegnen erneut Kōji WAKAMATSU, dargestellt von Arata IURA, im zweiten Biopic über die Regielegende Hijacked Youth - Dare To Stop Us 2, wo er nun sein Programmkino Cinema Skhole eröffnet. Auch in Hideo JŌJŌs Twilight Cinema Blues finden wir uns unter den treuen Fans und ihrer Liebe zum Kino wieder. In Retake machen ganz junge filmbegeisterte Kids ihre ersten Gehversuche als Filmschaffende oder auch in Inch Forward, einer Film-im-Film Komödie über die Leiden einer Low-Budget Filmproduktion.
Ungemein unterhaltsam geht es bei Nobuhiro YAMASHITAs Let’s Go Karaoke! zu, in dem ein Gangster einen Chorknaben um Gesangsunterricht bittet - für einen Yakuza Karaoke Wettbewerb. Auf einen singenden Yakuza folgt ein Samurai, der Go spielt. In Bushido treffen wir auf einen solchen, der, wenn einmal herausgefordert, sich seiner alten Fähigkeiten besinnt und das Schwert sprechen lässt.
Einen kleinen Schwerpunkt gibt es rund um Kultregisseur Gakuryū ISHII, in dem das Festival nicht nur sein neuestes Werk The Box Man präsentiert, sondern auch mit Crazy Thunder Road und 1/2 Mensch (mit den Einstürzenden Neubauten) tiefer in die Arbeit des Meisters blicken lässt.
Gleich zwei Animes stehen dieses Jahr auf dem Programm, der heiß erwartete The Colors Within der Regisseurin Naoko YAMADA und Look Back, der die Anime Welt gerade stürmisch erobert und zwei Manga Zeichnerinnen im Fokus hat. Passend dazu findet sich in unserem Rahmenprogramm auch ein Vortrag über die Entstehung von Manga. Weitere Rahmenveranstaltungen gibt es zu Sake, Go, Kintsugi und japanischer Keramik.
Ganz besonders stolz ist Japannual auf den Besuch von rising Star Nairu YAMAMOTO. Sie ist in drei Filmen beim Festival vertreten: den bereits erwähnten Inch Forward mit Yamaoto als junge Regisseurin mit Selbstzweifel. Im warmherzigen Feel-Good Indie Push Pause sehen wir sie als Hotelbetreiberin, die problembeladenen Pandemie-geplagten Gästen ein sicheres Heim und ein offenes Ohr bietet. Vor allem aber prägt Yamamoto unseren heurigen Abschlussfilm, Publikumsfavorit Super Happy Forever, der vom Festival in Venedig ausgehend, die Herzen der Filmfans einfängt.
Es gibt so viel zu entdecken!
Ihr Team von Japannual
Japannual 2024
03.10.2024