Die Zäune, die uns allgegenwärtig umgeben… sie fesseln unsere Aufmerksamkeit nicht sonderlich. Aber was verraten uns diese Grenzen über die gesellschaftlichen Verhältnisse, die historischen Umstände ihre Formwerdung, über die Kultur ihrer Epoche?
In einer kurzen Wanderung durch die Gärten der Edo- und Meiji-Zeit wird gezeigt, wie diese Elemente uns weit mehr verraten, als ihr unaufdringliches Äußeres vermuten lässt. Wie Seismographen ihrer Zeit sagen sie weit mehr aus als die Schlichtheit ihrer Baumaterialien und die Entwicklung ihrer äußeren Form alleine.
In einem Streifzug durch Kyôto wird veranschaulicht, wie das Aufkommen neuer Abgrenzungstypen zur Meiji-Zeit Einblick in das Geflecht transnationaler Beziehungen am Ende des 19. Jahrhunderts verschafft. Was zum Beispiel daraus erhält, dass ein britischer Erbauer von Panzerkreuzern das Gesicht einer buddhistischen Universität vollständig veränderte, und wie sich schließlich etwas Grundlegendes für das japanische Raumempfinden umstellte: eine Neudefinition des drinnen und draußen – des uchi 内 und soto 外 –, zwei Pole, die in der Raumpsychologie des Inselstaats besonders prägend sind.
Ursula Wieser Benedetti ist Landschaftsarchitektin (Ma Landscape Architecture, Heriot-Watt University, Edinburgh) und Japanologin (INALCO, Paris). Sie schreibt zur Zeit an einer Dissertation über die Geschichte des Gartenzauns in Kyôto (Titel: "Clôtures de Kyoto, Une analyse comparative des délimitations de l'espace résidentiel à Kyoto avant et après 1868“) unter der Leitung von Prof. Augustin Berque (EHESS, Paris). Die Dissertation untersucht insbesondere den Einfluss westlicher Architektur- und Gartentypen während der Meiji-Zeit.
Institut für Ostasienwissenschaften – Japanologie, Seminarraum 1